Bei sich selbst beginnen, aber nicht bei sich enden; von sich ausgehen, aber nicht auf sich abzielen; sich erfassen, aber sich nicht mit sich befassen.
Martin Buber
Dieses Zitat hat Christoph Singer aus Wien am Freitag in der Online Morgenmeditation, an der ich regelmäßig teilnehme, vorgelesen. Seitdem lässt es mich nicht mehr los.
„Bei sich selbst beginnen, aber nicht bei sich enden“ für mich ist das wie Aufruf Achtsamkeit und die 4 Lebensfreunde zu kultivieren. Wie bei vielen Menschen war es bei mir so, dass ich angefangen habe Achtsamkeit zu praktizieren, weil es mir nicht gut ging und ich nach Methoden gesucht habe Stress zu reduzieren. Mein Fokus lag darauf für mich etwas besser zu machen, vielleicht sogar besser zu werden. Was auch immer das heißt? Mit der stetigeren Praxis bemerkte ich, dass sich auch etwas in meinem Kontakt zu meinen Mitmenschen veränderte. Und das fühlte sich gut an und doch war ich noch auf dem Weg mich zu optimieren. Erst die Beschäftigung mit Mitgefühl und den anderen Lebensfreunden zeigte mir einen Weg, der nicht bei mir endete. Einen Weg der Veränderung, der nicht nur mich was anging. Wenn wir „sitzen“ – also meditieren – tun wir das nicht nur für uns, es bewegt insgesamt etwas, ich denke positives, in der Verbundenheit mit allen Wesen. Und es kann spürbar werden, z.B. durch Mitfreude.
Der Kern der Mitfreude ist das Teilen, das Teilen von kleinen und großen Momenten des Glücks, in dem wir uns mit und für Andere freuen. Die unbeschwerte Anteilnahme ist ein Mittel gegen Neid und Eifersucht auf der einen Seite und auf der anderen wirkt die Mitfreude auch positiv auf unser Gehirn. Dem Gehirn ist es nämlich egal, ob wir uns über unser Glück oder das anderer freuen. Die positive Erfahrung stärkt unsere Ressourcen z.B. unsere empathischen Fähigkeiten und von diesen „profitieren“ dann wieder weitere Menschen. Aus diesen Zusammenhängen wird leicht ersichtlich, warum Mitfreude auch oder gerade im Arbeitsalltag so wichtig ist. Wenn wir uns für andere oder gemeinsam freuen, stärken wir unsere Gemeinschaft. Bei uns im Büro haben wir eingeführt, dass bei einem Auftragseingang, hinter dem ja in der Regel viel Arbeit steckt, ein Gong geschlagen wird und alle zusammenkommen. Der Zuständige erläutert dann kurz, worum es geht damit wir uns gemeinsam daran erfreuen können. Das gilt für jede Größenordnung von Auftrag. Seit dem ausgeprägten Home Office ist das leider nur durch Nachrichten in unserem Chatraum möglich, aber selbst das wirkt noch.
Und es geht dabei nicht um Schulterklopfen. Es geht eher um Wertschätzung und Dankbarkeit.
In den letzten Jahren habe ich in verschiedenen Unternehmen über die Mitfreude gesprochen. In einem Unternehmen hat sich dafür ein neuer Begriff gefunden „das Zwischenfreuen“. (Ein tolles Wort, danke Christian für die Wortschöpfung.). In anderen Unternehmen werden Teammeetings nicht nur mit einem Blitzlicht, sondern ergänzend mit den guten Erfahrungen, dem Erreichten seit dem letzten Termin begonnen. All dies sind Aspekte der Mitfreude, die für alle wertvoll sind. Wenn wir uns mehr mit- und zwischenfreuen, werden ein wertschätzendes und anerkennendes Miteinander gefördert.
Es gibt natürlich auch eine kleine Gefahr, das Jagen nach den positiven vielleicht euphorisierenden Momenten. Da hilft uns wieder die Achtsamkeit an sich, das Anerkennen was da ist und das Bewusst werden, all der kleinen Glücksmomente am Tag, z.B. die Betrachtung dieses kleinen Ikebana Rosen Arrangements.
Jetzt noch ein paar Tipps Mitfreude zu üben
- Danke sagen auch für die kleinen Dinge.
- Wertschätzung aussprechen
- Sich Erfolge berichten lassen
- Zeit nehmen für das Feiern von kleinen und großen Erfolgen
- Vielleicht ein Ritual zum Mitfreuen implementieren (wie unser Gong)
Falls Ihr selber noch Ideen habt, wie Mitfreude geübt werden kann, schreibt diese doch einfach in einen Kommentar. Ich würde mich freuen.
Euer Oliver