“Manchmal muss man einfach alle fünf gerade sein lassen”
Deutsches Sprichwort
In der Ausbildung Heartful Leadership und in allen Kursen zur Achtsamkeit für Führungskräfte ist das Thema Achtsamkeit für mich untrennbar verbunden mit den 4 Lebensfreunden oder Herzensqualitäten. Die 4 Lebensfreunde machen aus Mindfulness Heartfulness und haben damit im Titel der Ausbildung und dieses Blogs ihren Platz gefunden. Mit dem obigen Flipchart steige ich übrigens häufig in das Thema ein.
Was sind nun diese 4 Lebensfreunde? Sie kommen aus dem Buddhismus und werden dort die 4 Unermesslichen bzw. die Brahma Viharas genannt. Es sind Gleichmut, Mitgefühl, Mitfreude und Liebevolle Freundlichkeit oder kurz Liebe.
Ich möchte die nächsten Blogs den 4 Lebensfreunden widmen und Euch ein paar Ideen geben, was Herzensqualitäten mit der Arbeitswelt zu tun haben. Nico Roenpagel hat auf dem Reinventing Mindfulness Congress vor zwei Wochen, z.B. die Bedeutung der Lebensfreunde damit beschrieben, dass diese die Zutaten gegen den Trend zu MacMindfulness – dem Achtsamkeitshype mit dem hauptsächlichen Ziel der ständigen Selbstoptimierung – sind.

Ich möchte mit GLEICHMUT anfangen, gerade zurzeit ist das ein Lebensfreund, den ich nähren möchte. Gerade habe ich ihn auch wieder gebraucht, als mein Rechner stumm blieb und mein fast fertiger Blog irgendwo aber nicht mehr in meinem Zugriff war und ich mit neuem Mut wieder bei 0,01 gestartet bin.
Bei Wiktionary steht „Gleichmut ist eine durch äußere und innere Einflüsse nicht aus dem Gleichgewicht zu bringende Gemütsverfassung“. Das trifft es schon ganz gut. Meine Lieblingsdefinition ist jedoch „eine Haltung mit offenem Herzen mutig auf alles zu schauen, was immer sich zeigt“. Gleichmut steht damit für eine offene, unbefangene und großzügige Haltung frei von Urteilen oder Bewertungen.
Grundlage für Gleichmut ist die Akzeptanz, die ich im letzten Blog angeschaut habe. Gleichmut wirkt gegen die Gleichgültigkeit, die vielleicht mit Akzeptanz entstehen kann. Statt „Ist halt so, kann ich nichts mach, ist ja egal“ eher „Ich kann es gerade nicht ändern, aber mal schauen was sich entwickelt und wie mein Beitrag sein kann“.
Diese ausgeglichene Haltung ist z.B. hilfreich bei Erfolg oder Misserfolg. Sie wirkt gegen übermäßigen Stolz bei Erfolg und vielleicht entstehende Nachlässigkeit („Beim nächsten Angebot können wir ein bisschen weniger investieren.“) und bei Misserfolg z.B. gegen Kreativitätsverlust („Habe auch keine Idee, was wir beim nächsten Mal anders machen sollten.“)
In der Kommunikation und in der Zusammenarbeit zeigt sich Gleichmut in der der Akzeptanz und einem offenen, nicht bewertenden Interesse an Kollegen und deren Meinungen und Positionen. Gleichmut ist damit auch eine gute Haltung für das Lernen und die Lernkultur (Fehlerkultur positiv formuliert)
Gleichmut hilft mir immer wieder in schwierigen Situationen im privaten aber auch beruflichem Umfeld, Vertrauen zu gewinnen, in mich, meine Fähigkeiten, unser Team und neuen Mut zu fassen Dinge anzugehen. Gerade jetzt im Lockdown, ist eine Haltung von Gleichmut besonders wichtig.
Und auch Gleichmut kann geübt und trainiert werden. Gleichmut ist sozusagen ein Muskelstrang der Achtsamkeit, die ja auch der ständigen Übung bedarf.
Hier mein Tip für eine ein ca. 5 minütige Übung zum Gleichmut.
- Schliesse die Augen.
- Beobachte ohne zu bewerten Deine Körperempfindungen, Gedanken und Emotionen (ca. 3 Minuten)
- Formuliere innerlich einen „gleichmütigen“ Wunsch, den Du Dir dann schenkst. Du kannst z.B. einen der folgenden Vorschläge wählen:
- “Möge ich die Dinge akzeptieren wie sie sind”
- “Möge ich Frieden damit schliessen, dass sich die Dinge ständig verändern”,
- “Möge ich unbeschwert sein“
- Möge ich inmitten der Unvorhersehbarkeit und Vergänglichkeit des Lebens gelassen bleiben.”
- “Möge ich mit dem Auf und Ab im Leben gleichmütig sein.”
Es kann auch ein anderer Wunsch sein, der für Dich passender ist.
- Wiederhole den Wunsch dann in Stille immer wieder für Dich.
(ca. 2 Minuten) - Zum Abschluss nimm noch einmal drei tiefe Atemzüge.
Du kannst auch einmal probieren, den Wunsch nicht Dir sondern Kolleg*Innen, Freund*Innen, Kund*Innen einfach anderen Menschen zu schenken.
Verwende auch gerne zum Einstieg die Innehalten Meditation aus dem letzten Blog und füge die Wünsche am Ende für Dich hinzu.
Viel Freude und Gleichmut
Euer Oliver